February 14, 2014

Tag 103 bis 122: Der Iran aus der Perspektive von unter einem Kopftuch

Tag 103: Wir stecken fest!!!

Da uns einige Tage ohne Zivilisation erwarten, stocken wir unsere Vorräte auf und fahren früh morgens los. Robin und Ophelie fahren noch früher los, da sie kein Zelt dabei haben und unbedingt die 120km bis zum nächsten Dorf an diesem Tag fahren müssen.

Zu viert kämpfen wir gegen den enormen Gegenwind... zu Mittag haben wir es gerade mal 30km bis zu einem Salzsee geschafft. Der See ist etwa 2km von der Strasse entfernt und da wir uns diesen nicht entgehen lassen wollen, fahren wir trotz Wetter querfeldein. Der Wind ist dazu auch noch sehr kalt und so beschliessen wir zum Mittag das Zelt aufzustellen, kochen eine Suppe und wärmen uns auf.

 
 
In der Zwischenzeit fängt es an zu schneien. Als wir wieder alles eingepackt haben und aufbrechen, stellen wir fest, dass die zuvor trockene Erde sich durch den Schnee in ein Meer aus klebrigem Schlamm verwandelt hat. Der Schlamm klebt an unseren Rädern und durch die Schutzbleche ist alles blockiert und es geht nichts mehr.

Wir haben keine andere Wahl als alle Radtaschen Stück für Stück die 2km zurück zur Strasse zu tragen. Zu viert fällt die Moral nicht, obwohl wir fix und fertig sind, denn jeder macht mindestens 3 Hin und Rückwege. Nach 2 Stunden erreichen wir die Strasse. Gerade als wir alle Taschen wieder an den Fahrrädern befestigt haben, kommt ein Auto auf der sonst komplett verlassenen Strasse...und wir glauben es kaum, es ist Amrollah. Er ist extra gekommen um nach uns zu suchen. Das kann nur ein Wink des Schicksals sein... und so laden wir unsere Fahrräder in seinen Pick-up. Er schlägt vor, uns zum nächsten Dorf zu fahren.

Dann treffen wir jedoch ein Auto, welches offenbar den Weg kennt und uns versichert, dass Amrollah heute nicht mehr zurückkehren könne, da es weiter kräftig schneit. Also nehmen Ivan und Jean-David auf den 4 Fahrrädern und den 20 Taschen Platz und wir kehren zurück zu Amrollah und seiner Familie.

Tag 104: An aufbrechen ist gar nicht zu denken...

Seit 10 Jahren hat es in Varzaneh nicht geschneit!!! Die Stadt gleicht einem riesen Schneespielplatz. Fast keines der Kinder hat jemals Schnee gesehen und so gibt es eine Super-Strassen-Schneeballschlacht an der auch Ivan und Jean-David mit grosser Freude teilnehmen. Ivan baut sogar seinen ersten richtigen Schneemann (in der Wüste mitten in Iran, dass muss auch erstmal einer von sich behaupten können).

Die einzige Strasse, die wir hätten nehmen können ist inklusive der flachen Wüstenlandschaft komplett von Schnee bedeckt, so dass man nichtmal sehen kann, wo die Strasse verläuft. Wir verschieben also unsere Abfahren um einen weiteren Tag. Stattdessen gibt es eine Stadttour, Besuch einer Schmiede/Schreiner-Werkstatt und Besuch vom Fernsehen. Wir erzählen unsere Geschichte und dabei filmt man uns. Wir Frauen dürfen natürlich nicht reden. Ausserdem werden wir noch in der Zeitung erscheinen. So einfach wird man also berühmt.
 

Tag 105: Schon wieder so ein Abenteuer... Wüste, kein Asphalt und Schnee.

Es liegt noch immer Schnee. Amrollah bietet an uns das erste Stück zu fahren, zumindest bis dahin, wo er uns vor 2 Tagen aufgegabelt hat. Wir nehmen dankend an, selbstverständlich nach dem 3-maligen ablehnen, wie es sich hier gehört.

"Befama", was soviel heisst wie, "Bedien dich". Als Gast muss man dann ablehnen. Wenn es dem einladenen ernst ist, kann er es wiederholen. Wenn er es nur aus Tradition angeboten hat und sich eigentlich nicht leisten kann oder will, kann der Gastgeber einfach nichts mehr sagen und so das Gesicht bewahren.

Zurück zur Fahrt, wir laden also wieder alle 4 Fahrräder, die 20 Packtaschen und unsere beiden Männer auf den Pick-up. Wir Frauen nehmen vorne Platz. Ein bisschen Leid tun uns Ivan und Jean-David schon, denn bei 90 kmh wird es da oben nicht angenehm sein. Der Anfang der Strasse ist noch vollkommen in Ordnung, aber spätestens als die 40km ohne Asphalt kommen, sind wir doch etwas überrascht. Man sieht keine Strasse und es gibt auch keine. Das einzige existierende ist ein plattgefahrener Pfad mitten in der Wüste mit teils bis zu 40 cm Tiefschnee bedeckt, vielen tiefen Gruben, die wie aufgrund des Schnees nichtmal sehen. (Das Foto zeigt leider nur den Anfang der Strasse). Dazu Amrollah, der noch nie auf Schnee gefahren ist und auch sicher keine Winterreifen geschweige denn Schneeketten hat. Und der meint er müsse einfach schnell fahren. Immer wieder ermahnen Morgane und ich zum langsam fahren, denn das scheint im Iran etwas zu sein, was es einfach nicht gibt. So manche Male schlittern wir und einmal fast gegen einen Erdhügel. Gut, dass ich mein GPS habe, denn sonst wäre es unmöglich gewesen den Weg zu finden. Angst haben wir definitiv alle und Morgane und ich malen uns aus, was mit unseren Männern passiert, wenn wir einen Unfall bauen. Zu guter Letzt steigt der Pfad dann auch noch auf 2000m, aber gottseidank nur sehr langsam, so dass wir nicht rückwärts wieder runterrutschen. Das Panorama aus schneebedeckten Bergen ist atemberaubend, aber nur Amrollah kann während des Fahrens auf einer Schneedecke ans filmen denken, und das tut er dann auch. Wir fallen fast vom Glauben ab. Irgendwann kommt uns ein sichtlich kleineres Auto entgegen und wir sind erleichtert, weil dies heisst, dass wir irgendwo ankommen können, wo Menschen leben. Bald erreichen wir wieder eine Strasse aus Asphalt und Nadushan, das nächste Dorf ist laut GPS auch nicht mehr so weit. Ivan und Jean-David sind inzwischen komplett durchgefroren.

11:30 Uhr. Angekommen!!!! Uns fällt allen ein Stein vom Herzen. Wir waren also mindestens 2,5 Stunden unterwegs. Wir bepacken unsere Fahrräder und verabschieden uns von Amrollah. Zum Abschied schenken wir ihm ein Schweizer Messer und Ivans Uhr. Das ist wohl das Mindeste, für alles, was er für uns getan hat. Wir sind beruhigt, da er für den Rückweg die grosse Strasse nehmen wird.

Und so startet für uns der Tag um 11:50 Uhr in Nadushan auf dem Weg nach Yazd in 95 km. Wir rechnen in keinster Weise damit noch heute dort anzukommen. Aber irgendwie haben wir alle Adrenalin im Körper und kommen am Abend müde und erschöpft nach viel Gegenwind durch die Wüste in Yazd an. Gut, dass Ophelie und Robin schon dort sind und Hotelzimmer im Oasis Hotel für uns reserviert haben (Deren Geschichte spare ich mir an dieser Stelle, aber sie war auch nicht weniger abenteuerreich)

Tag 106 bis 108: Yazd - die Oasenstadt in der Wüste

Dass diese Stadt wirklich mitten in der Wüste ist, wird einem gar nicht so sehr klar, wenn man in der Stadt selber ist, denn so klein ist sie gar nicht. Aber die Gedäude sind fast ausschliesslich aus Sandstein gebaut und haben fast alle einen Turm, der den Wind geschickt einfängt und zur Kühlung in die Häuser leitet. Jetzt sind wir eigentlich ganz froh, dass es nicht mehr eiskalt ist und der letzte Schnee so langsam wegschmelzt, dass es sich hier im Sommer kaum aushalten lässt, können wir uns jedenfalls nur schwer vorstellen.

Einen der Tage beschliessen wir in ein Hammam zu gehen. Wir erkundingen uns also im Touristenbüro, wo es denn soetwas gibt. Sie schauen uns schon ein wenig komisch an und fragen in welchem Hotel wir denn seien. Wir denken uns nichts dabei und sie geben uns die Adresse. Nach viel suchen, finden wir dann endlich den Ort, doch es stellt sich heraus, dass es nur öffentliche Duschen sind. Hammam heisst nämlich auf Farsi Dusche. Da muss man wohl im Touristenbüro gedacht haben, dass wir keine Duschen im Hotel haben :-).

Am nächsten Tag finden wir aber dennoch das Hammam, so wie wir es auch der Türkei kennen. Getrennt zwischen Männern und Frauen (natürlich, inzwischen kennen wir ja die Sitten hier) führt jeweils eine Treppe in ein Kellergebäude. Hier heisst es Kleidung ablegen und im nächsten Raum, einem wirklich verkommenem "Badezimmer" mit 4 Duschen werden wir gründlich eingeseift und massiert. Ich glaube meine Haare wurden noch nie so gründlich gewaschen und ich habe auch so einige Zeit gebraucht um sie wieder durchzukämmen.

Ein weiterer kleiner Ausflug führt uns zum "Tower of Silence", den Turm der Ruhe. Diese zwei Runden Gebäude sind oben auf einem Hügel errichtet und dienten den Anhängern der Religion Zarathustrismus, von denen es heute nur noch wenige gibt. Die Zarathustrier glauben, dass alle Elemente heilig sind, der Leichnahm jedoch unrein. Daher legten sie alle Toten auf diesen Turm, damit die Leichen von Geiern aufgefressen werden und nicht die Erde, das Wasser oder das Feuer verunreinigen. In Iran ist dies seit den 70er Jahren verboten, daher finden wir glücklicherweise keine Leichen vor. Unheimlich ist es trotzdem.

Einen Abend besuchen wir noch ein Training in einem Zurkaneh, übersetzt "Krafthaus". Dies ist eine traditionelle iranische Sportart zur Kräfigung des Körpers. Mittlerweile hat sich diese Sportart dem Islam angepasst und ist verschmolzen mit der Religion. Zu live Gesang und Trommelmusik wird mit verschiedenen schweren Gegenständen in den Händen getanzt und sich so lange wie möglich im Rythmus der Musik um die eigene Achse gedreht. Am Ende wird noch gebetet und an der Wand hängen grosse Plakate der wichtigsten muslimischen Anführer (Imams).

Heute haben wir auch unseren Zeitungsartikel gefunden und eine iranische Studentin hat ihn für uns übersetzt. Da haben wir mal wieder rausgefunden, dass die Presse nicht ganz die Wahrheit sagt. Denn angeblich wurden wir über Nacht eingeschneit und dann hat ein Rettungstrupp mehrere Stunden nach uns gesucht und konnte uns dann endlich retten...was für ein Humbuck. So schlimm war es dann auch wieder nicht. Wobei wir uns bis heute nicht ausmalen wollen, was denn passiert wäre, wenn Amrollah nicht gekommen wäre. Dann hätten wir definiv irgendwann im Schnee festgesteckt. Aber unser Schutzengel hat die Gefahr kommen sehen und uns schon vorher gerettet.

Tag 109: Auf den Spuren der Wüstenkaravane

Zusammen mit den Schweizern wollen wir heute Richtung Kerman radeln. Als wir aus dem Hoteleingang schauen, vergeht uns jedoch die Lust, denn es schneit schon wieder. Dabei schien doch die letzten Tage immer die Sonne... Augen zu und durch! Und wir haben Glück, denn schon bald hört es auf.

Auf unserer Karte gab es nach 60km einen Punkt mit dem Namen Zein-o-din. In Zeiten der Seidenstrasse, der Handelsroute bis zum 16. Jahundert zwischen Ostasien und Europa, waren dies genau 2 Tagesetappen auf Kamelen. Mit Fahrrädern scheinen wir zwar doppelt so schnell zu sein, aber wir können uns die Kamele bildlich vorstellen. Einmal dort, stellen wir fest, dass der Punkt auf der Karte eigentlich unverdient ist, denn ausser einem kleinen Gebäude des Roten Halbmonds (asiatisches Äquivalent zum Roten Kreuz) und einer Polizeistation auf der linken Strassenseite gibt es nur noch ein Gebäude auf der rechten Strassenseite, welches aussieht wie eine kleine Festung ohne Turm. Eine der drei Gebäude muss uns einfach aufnehmen. Wir verrsuchen zuerst die "kleine Festung", welche eigentlich eine Karawanserei ist. Eben genau ein Übernachtungsort für Reisende mit dem Kamel. Natürlich gibt es diese jetzt nicht mehr und so wurde dieKarawanserei erhalten und in ein Hotel normalerweise für Tour-Reisende umfunktioniert. Nach mehrmaligem klopfen macht uns jemand auf, es ist der Bruder des Inhabers. Viel Englisch versteht er nicht und ruft deshalb seinen Bruder an. Dieser sagt, wir können selbstverständlich dort schlafen, bräuchten auch nur so viel zu bezahlen, wie wir können und entschuldigt sich noch, dass er uns leider kein Essen mehr kochen lassen kann....als ob wir das erwartet hätten :-)

Überglücklich treten wir ein und es erwartet uns Unglaubliches. Wir fühlen uns in eine Zeit zurückversetzt, wo müde Karavanen von Kamelen und Handelsleuten in ihr Nachtrevier eintreffen. Gut, dass unsere Fahrräder kein Essen brauchen, denn so haben wir genug Proviant um für uns und die 5 Angestellten, die in derKarawanserei wohnen, eine Suppe und einen Salat zu zaubern. Chai gibt es mit "free refill" und wir essen in einem mit Teppich verkleideten Raum im Schummerlicht. Was für eine Atmosphäre.

Eine Runde "Time´s up", ein Spiel vergleichbar mit Activity nur ohne Zubehör (man braucht lediglich Stifte und Papier und ein paar gute Ideen) gibt es noch zum Nachtisch.

Im Traum verwandeln sich unsere Fahrräder in Kamele und die Strasse in einen Trampelpfad...und wenn ich mich nicht täusche, habe ich sogar ein Kamel an unserer Schlafsaaltür scharren gehört.

Tag 110: Übernachtungsmöglichkeit gesucht? Stelle dich 10 Minuten ins Stadtzentrum.

Als wir die Karawanserei am Morgen verlassen, herrscht auf einmal ein kalter Gegenwind; was hatten wir den vermisst. Als wir aber nach 30km am nächsten Punkt auf der Landkarte ankommen, hat sich der Wind gelegt und die Sonne kommt heraus. Hier gibt es einen LKW-Stopp und wir kaufen ein bisschen ein und bestellen Döner zum mitnehmen. Wenig später picknicken wir dann in der Sonne auf dem Teppich von Morgane und Jean-David (man hat ja auch auf dem Fahrrad sonst nichts zu tragen, aber das Gewicht scheint den beiden nichts auszumachen).

Am Abend kommen wir dann in Anar an. Wir halten uns keine 10 Minuten im Ortszentrum auf und werden schon eingeladen. Der Mann spricht zwar kein Englisch, aber die Einladung verstehen wir trotzdem. Auf geht´s! In seiner Wohnung angekommen, bekommen wir noch Besuch von der Polizei, die uns wieder ins Hotel verfrachten will. Unser Gastgeber hat es aber offenbar geschafft die Polizei zu überzeugen, dass wir bei ihm gut aufgehoben sind. Woher die jetzt wussten, dass wir da sind, ist uns nicht ganz klar; wir stellen aber fest, dass wir wohl mehr unter Beobachtung stehen als wir denken (Heute auf dem Weg haben uns schon ein paar Polizisten zur Passkontrolle angehalten, vielleicht haben die ja gepetzt)

Da unser Gastgeber wohl gemerkt hat, dass uns etwas mulmig zumute ist, die Fahrräder draussen zu lassen, organisiert er das Unterstellen bei einem Freund. Gerade als die Männer die Wohnung verlassen um die Fahrräder wegzubringen klopft es schon wieder an der Tür. Herein kommen 9 Frauen und Mädchen, die wohl nur auf diesen Moment gewartet haben und überhäufen Morgane und mich mit Fragen. Eine gesteht, dass sie schon lange mit ihrem Mann von einer solchen Radtour träumt und möchte gerne wissen wie man es denn angeht, was es kostet und ob wir keine Angst haben. So schnell wie alle gekommen sind, verschwinden sie auch wieder eine Minute bevor die drei Männer in Begeitung eines Freundes zurückkommen. Es stellt sich heraus, dass dieser Mann ständig Fahrradtouristen aufnimmt und deren Fotos sammelt. Voller Stolz zeigt er uns ein komplettes Album mit all seinen Gästen. Ausserdem ist er auch selber schon mit dem Fahrrad gereist und schlägt uns vor am nächsten Tag die ersten 10km mit uns zu fahren.

Wie immer gibt es ein spätes, aber köstliches Abendessen. Und wir schlafen auf dem Boden im Wohnzimmer ein. (In Deutschland und auch der Schweiz würden wir nie jemanden einladen, wenn wir nicht mindestens eine Matratze und genügend Decken zur Verfügung haben, hier jedoch denken die Leute gar nicht darüber nach. Wie schön, dass die Leute hier noch nicht so verwöhnt sind; sonst würden wir wohl nur in Hotels schlafen)

Tag 111: Schnupperpraktikum bei einem Schäfer

Wir stehen früh auf, da unser Gastgeber zur Arbeit muss. Der Freund kommt mit dem Fahrrad vorbei, kann uns aber leider nur für die ersten 2 km begleiten. Dann hält er an und leert seinen Rucksack. Er enthält 4 kleine Orangensaftflaschen, Datteln, Bonbons und noch weiter Kleinigkeiten; alles für uns. Wie lieb können die Menschen eigentlich sein.


Ivan und ich hatten bereits gestern entschieden, dass wir noch ein bisschen mehr vom Iran sehen wollen und daher nicht auf direktem Weg nach Pakistan fahren sondern noch eine kleine Runde drehen und den Schweizern 2 Tagesetappen Richtung Süden folgen.

Die Strasse steigt stetig aber kaum merkbar an und langsam wird die flache Wüstenlandschaft durch Berge erweitert. Zur Mittagspause wollen wir ein Picknick neben der Strasse machen und da wir einen Schäfer auf der anderen Seite sehen, beschliessen wir dort zu picknicken und den Schäfer einzuladen.

Der Schäfer Mohammed ist wesentlich jünger als wir dachten, gerade mal 20, und kommt aus Afghanistan. Er ist sichtbar froh mit jemandem reden zu können, auch wenn sich das nur auf Zeichensprache beschränkt. Nach dem Picknick lädt er uns in sein "Haus" ein. So ganz können wir uns nicht vorstellen, dass es hier mitten im Nirgendwo ein Haus geben soll, aber wir folgen Mohammed. Und er führt uns zu einem kleinen Abhang, wo eine Fläche mit Ästen abgesperrt ist. Erst als wir genauer hinsehen, erkennen wir, dass es in dem abgesperrten Bereich eine kleine Tür gibt, die fast so aussieht als würde sie in den Abhang hineinführen. Hinter dieser Tür verbirgt sich ein kleiner Stall, dessen Boden mit Schafskot bedeckt ist. Und dann erscheinen 26 kleine Lämmer aus dem Dunkeln die sich ängstlich und mähend an die Wand drücken. Mensch, was sind die süß. Am liebsten würde ich gleich eins mitnehmen.

Mohammeds Haus haben wir trotzdem noch nicht gesehen...und dann zeigt er auf eine kleine, ebenso unscheinbare Tür, die zu einem ca. 2m x 3m grossem Raum führt. Auf dem Boden liegt ein Teppich, Decken und Kissen als Bett, daneben sind wenige Lebensmittel und ein Gaskocher aufgereiht. Das war es auch schon, mehr gibt es nicht.


Da Mohammed super nett ist und wir gerne mal einen Nachmittag Schäfer spielen möchten, nehmen wir seine Einladung an und bleiben über Nacht. An diesem einen Nachmittag versuche ich mir Mohammeds Leben vorzustellen, aber es ist unmöglich. Er bestitzt nichts außer der Kleidung, die er am Körper trägt, redet mit fast niemandem ausser seinem Boss, der jeden Abend vorbeikommt, Nahrung bringt und die Schafe zählt. Er berichtet uns von Afghanistan und den Taliban...wir verstehen nicht viel, aber ich glaube es ist unvorstellbar für uns. Und dennoch finden wir es an diesem Nachmittag einfach nur entspannend, wir geniessen die Natur und passen auf die Schafe auf. Ein Leben, welches so unterschiedlich von dem unseren ist, wie man es sich nur vorstellen kann. Aber ein bisschen beneiden wir Mohammed um die Einfachheit seines (zumindest derzeitigen) Lebens. Schade, dass wir nicht seine Sprache sprechen.


Tag 112: Die Reifenpanne

Der Schäfer hatte uns angeboten zu fünft in seinem Häuschen zu schlafen, aber das wäre ganz sicher zu eng geworden. Also haben wir unsere Zelte direkt vor dem Schafstall aufgebaut und werden heute vom Mähen der Schafe geweckt.

Wir beschließen ohne Frühstück loszufahren und lassen Mohammed noch alles da, was wir irgendwie entbehren können.

Nach 10 km erreichen wir wieder einen kleinen Stop für LKWs, mit einem kleinen Laden. Wir kaufen ein und frühstücken auf dem Boden vor dem Laden. Noch während des Essens stelle ich fest, dass mein Fahrrad mal wieder einen Platten hat. Also unterbricht Ivan sein Frühstück und macht sich ans flicken...gut, dass ich so einen lieben Mann habe.

Mit etwas zu Essen im Bauch fährt es sich schon besser, aber die Strasse steigt immer weiter, auch wenn es zwischendurch mal wieder kurz bergab geht, nur um erneunt wieder anzusteigen bis auf 2300m. Inzwischen liegt um uns herum auch wieder Schnee. Nach jeder Steigung sagen wir uns, dass es doch mal wieder bergab gehen muss. Und irgendwann ist es dann auch so weit und bis Shar-e-Babak rollen wir praktisch nur noch. Zum Abendbrot gibt es Falafel und Ivan wird noch von einem Journalisten auf Farsi interviewed...gut, dass wir diesen Artikel nie zu lesen bekommen :-)

Wir sind alle wirklich müde und schlafen in unserem Vierbettzimmer ein.

Tag 113: Nehmt Abschied Brüder ungewiss...

Heute müssen wir uns dann doch von Jean-David und Morgane verabschieden. Der Journalist von gestern fängt uns noch an der Ortsausfahrt ab, weil er unbedingt ein Foto von uns und dem Ortsschild haben möchte. Irgendwie kommen wir uns beobachtet vor und sind froh, dass wir keine Megastars sind.

2km später folgt der Abschied. Schade!!! Aber wir sehen uns auf jeden Fall in der Schweiz wieder, spätestens.

Für uns geht es nach Meymand, einer Höhlenstadt. Und schon wieder müssen wir uns auf 2300m hochstrampeln...Dafür erwartet uns ein wunderbares Mittagessen. Denn auch wenn wir in Kappadozien schon viele Höhlenstädte gesehen haben, ist diese hier das absolute Highlight für mich. In Meymand leben die Leute nämlich noch in den Höhlen und ich kann mir endlich vorstellen, wie so eine bewohnte Stadt aussieht. In einer Höhle kocht uns eine ältere, bucklige, sehr liebe Frau ein tradionell iranisches Gericht, dizzi. Die Höhle ist richtig gemütlich, mit Teppich ausgelegt und sogar mit Licht ausgestattet. Genial!!! Ansonsten ist fast alles geschlossen, da hier eigentlich Nomaden leben, die jetzt im Winter an die Küste gezogen sind. Im Sommer kommen sie hierher zurück. Und das würde ich auch gerne, denn die Fotos, die wir später sehen sind unglaublich. Obwohl eigentlich von Wüste umgeben, scheint hier im Sommer alles grün zu sein.

Leider müssen wir etwa 10km des Weges zurückfahren, da der Weg über den Berg zugeschneit ist und wir somit die Bergkette an anderer Stelle überqueren müssen. In diesem Moment denke ich mir noch nicht so viel dabei.

Als wir wieder auf der Hauptstrasse sind, merken wir, dass in der Zwischenzeit ein kalter Gegenwind aufgezogen ist. Also fahren wir immer weiter durch die Wüste, die kein Ende nehmen will und auch wieder die ganze Zeit bergauf geht. Wir sind fix und fertig uns ist kalt und wollen einfach nur stoppen. Zu guter Letzt fängt es auch noch an zu schneien. Bei dem nächsten Dorf fragen wir also...leider weiss man hier nie genau wie schnell ein Dorf kommt. Dann endlich sehen wir ein Haus, draussen spielen ein paar Kinder. Ohne zu zögern nähern wir uns. Dann kommt die Grossmutter aus dem Haus und wir fragen, ob wir hier schlafen können. Gottseidank bittet man uns hinein in das mit Ofen beheizte Zimmer. Mit der Zeit kommen immer mehr Leute, so dass wir am Ende ca. 18 Personen sind. Fehtimeh, ein 15-jähriges Mädchen spricht sehr gut Englisch und erklärt uns, dass alle zur Familie gehören. Fehtimeh wohnt mit ihren Eltern und Geschwistern eigentlich in Rafsanjan, ca. 120 km von hier entfernt und ebenfalls auf unserem Weg gelegen. Übers Wochenende besuchen sie ihre Grossmutter hier in Pegaleh.

Wir gehen einigermassen früh schlafen im angelegenen Zimmer. Decken stehen wie immer zur Verfügung. Das tut gut nach so viel Gegenwind.

Tag 114: Die peinlichste Geschichte der ganzen Reise

Zum Frühstück gibt es den leckersten Schafs-Frischkäse, den wir je gegessen haben, natürlich aus Eigenproduktion. Und eine gefüllte Tupperdose bekommen wir noch mit auf den Weg.

Heute sieht das Wetter schon gleich viel besser aus, die Sonne schein und der Wind ist auch wie weggeblasen. Die schmale Strasse schlängelt sich durch die Berge und die Landschäft ändert sich ständig. Wahrscheinlich einer der schönsten Wege, die wir bis jetzt gefahren sind. Hoch und runter geht es aus weiterhin, aber ohne Wind und mit Sonne ist das gleich etwas ganz anderes.

Zum Mittagessen kommen wir in Ravis an, wo wir noch ein paar Orangen kaufen und dann in der Sonne Brot mit Schafs-Frischkäse essen. Auch hier sind Touristen wohl nicht sehr häufig und so werden wir von allen nach Fotos gefragt und auch schon für heute Abend eingeladen, da 2 Männer (Mohammed und Ahmed) genau in dem Dorf wohnen, wo wir übernachten wollten. Damit wir uns auch ja wiederfinden, geben sie uns sogar eines der 2 Handys.

Der Weg bis zu dem Dorf sind zwar nur knapp 30km, aber die Berge dazwischen bringen uns ganz schön ins Schwitzen. Der letzte Anstieg ist sogar so steil und so lang, dass wir am Ende schieben müssen. Das ist uns ja seit der Schweiz nicht mehr passiert. 2500 Höhenmeter. Und dann geht es nur noch bergab.

Kurz bevor wir wieder die Hauptstrasse erreichen hält ein Auto am Straßenrand. Ein Mann und ein Kind steigen aus und möchten ein Foto mit uns machen. Dann laden sie uns ein, aber wir lehnen dankend ab, da wir ja schon eine Einladung haben. Sie fahren ein Stück weiter, warten jedoch vor der Hauptstrasse erneut auf uns. Er stellt sich uns als Mohammed vor, was uns nicht weiter überrascht, da hier wirklich jeder so heisst. Und erneunt gestikuliert er wild um uns zu verstehen zu geben, dass wir doch zu ihm nach Hause kommen sollen. Wir versuchen ihm zu erklären, dass bereits ein anderer Mohammed uns eingeladen hat. Er zeigt aber immer weiter auf sich und sagt Mohammed. Dann fragt er uns nach unserer Kamera und zeigt auf sein Handy und wir verstehen nicht warum. Dann holt er aus seinem Auto zwei Englisch-Farsi Bücher und zeigt auf ein paar Sätze. Aber irgendwie funktioniert die Kommunikation nicht, also sind wir schon drauf und dran zu gehen. Als letzte Hoffnung geben wir ihm den Zettel, auf dem die Männer vom Mittagessen ihre Nummern notiert haben, damit er sich mit ihnen verständigt...und da geht uns ein Licht auf. DIeser Mann ist Mohammed, der Mann der uns eingeladen hat. Jetzt erinnern wir uns auch....oh man, was können wir blöd sein. Er wollte unsere Kamera sehen, um uns zu zeigen, dass wir ein Foto mit ihm haben.

Dann endlich folgen wir ihm in sein Haus und er hört nicht mehr auf auf uns zu zeigen und IQ 1 zu sagen. Das sind auch schon die einzigen Worte, die wir verstehen.

Endlich, der Nachbar spricht englisch und deren 18-Jährige Tochter ebenfalls. Was für ein Glück. Es dauert auch gar nicht lange und ich werde ins Nachbarhaus entführt, wo sämtliche Tanten und Cousinen nur so auf mich warten. Zuerst werden so gut wie alle Kopftücher abgenommen und dann heisst es tanzen. Alle sind nämlich ganz schrecklich aufgeregt, da in 2 Tagen eine Hochzeit ist. Dies ist hier der einzige Ort, wo man tanzen kann, denn Discos gibt es keine und in der Strasse ist es verboten. Und auch der einzige Ort, wo die Frauen Trägerkleidchen anziehen können. Aber auch nur, weil die Parties komplett getrennt für Männer und Frauen stattfinden. Und so zeigen sie mir auch noch ihre Kleider und ich darf sogar eins anprobieren. Und hier merke auch ich, wie sehr diese Gesellschaft nach Freiheit schreit.

Irgendwann ist dann das Abendessen fertig und ich kehre zurück in Mohammeds Haus. Mohammed raucht ununterbrochen Opium, was hier aber recht normal ist. Die Nachbarn klingeln immer wieder und wollen, dass ich noch den Abend mit ihnen verbringe, aber Mohammed erfindet immer neue Ausreden weshalb wir nicht kommen können und öffnet dann nicht einmal mehr die Tür. Dann fängt Mohammed an schlecht über die Nachbarn zu reden. Es seien alles Diebe und ein absolutes Unglück für seine Familie. Ausserdem seien sie sehr unverschämt und so weiter uns so fort...Schnell merken wir, dass er nur neidisch war, dass ich hinübergegangen bin, denn schliesslich sind wir ja seine Gäste. In dieser Hinsicht sind nämlich Iraner sehr besitzergreifend.

Wir sind sowieso müde und gehen besser schnell ins Bett.

Tag 115: Wiedersehen mit Fehtemah

Am Morgen bestellt Mohammed noch einen Fotograf der ein Foto von uns und seinem Hahn macht (den wir rund 30 Minuten durch den kompletten Garten gejagt haben.

Dann brechen wir auf nach Rafsanjan. Es sind nur 40 km und wir sollten sowieso nicht vor 14 Uhr ankommen. Unterwegs treffen wir einen professionellen iranischen Rennradfahrer. In Rafsanjan selber treffen wir auch noch einen iranischen Fahrradtouristen, der aber gerade mit dem Auto unterwegs ist, uns aber die Fotos von seinem Trip zeigt.

Seit langem trinken wir mal wieder einen Cappuccino und warten bis Fehtemah mit der Schule fertig ist. Dann kommen sie und ihr Vater mit dem Auto und holen uns ab. Wir folgen, wie immer.

Einmal angekommen ist die Freude über das Wiedersehen gross. Uns werden wie immer zuerst Obst und Tee angeboten. Dann nach und nach trudeln sämtliche Onkel, Tanten und Cousins ein. Einer von ihnen ist Abbas. Nach dem Abendessen schauen alle eine Serie im Fernsehen (natürlich eine iranische, denn etwas anderes gibt es nicht im iranischen Fernsehen, es sei denn man hat Satellit, was viele Leute haben, obwohl es verboten ist). Das lustige ist, dass es zwar Sofas gibt, sich aber trotzdem alle auf den Boden setzen. Da wir nicht viel verstehen, reden wir leise mit Abbas.

Tag 116: Noch ein Tag in Rafsanjan

Da wir nach wie vor keinen Stress haben, beschliessen wir noch einen Tag zu bleiben. Es ist mal wieder Feiertag. Abbas und ein anderer Cousin machen mit uns einen Stadttour, aber leider ist alles geschlossen aufgrund des Feiertags uns so kehren wir zum Mittagessen zurück. Der Nachmittag ist recht langweilig. Ich bleibe zu Hause mit Fehtemahs Mutter und dem Baby Ali. Und das einzige, was hier passiert ist schlafen und Ali alles rechtmachen. Erholsam, aber für mich etwas zu ruhig. Ivan fährt in der Zwischenzeit weiter mit Abbas durch die Stadt, aber auch ohne wirklich etwas zu machen.

Ich fahre noch kurz mit der Mutter Nüsse kaufen. Insbesondere für Pistazien ist Rafsanjan sehr bekannt und wir haben auch schon auf dem Weg etliche Plantagen gesehen. Also immer wenn ihr Pistazien esst...vielleicht kommen sie ja aus Rafsanjan (Provinz Kerman).

Welche Tante jetzt Abendessen für uns kochen darf, endet in einer grossen Diskussion, denn jeder will. Man bittet uns zwar, zu entscheiden, aber wir halten uns da lieber raus. :-) Irgendwie kommen sie auch ohne uns zu einer Lösung. Also geht es zum Abendessen zu einer anderen Tante.

Wir werden mit vielen Fragen bombadiert. Was wir denn in unserer Freizeit machen, wieviel wir verdienen, wie wir ins Zentrum der Stadt fahren etc. Alle Geldfragen sind uns immer peinlich, denn auch wenn wir versichern, dass alle Sachen in der Schweiz sehr teuer sind, kann es sich keiner vorstellen und obwohl wir schon nur die Hälfte unseres Lohnes angeben, halten uns wahrscheinlich noch immer alle für superreich. Wir tun immer alles, um das zu vermeiden.

Tag 117: Und so sieht das Leben der reichen Iraner aus

Richtung Kerman. Unser letzten Stadt vor der Grenze zu Pakistan, die wir mit dem Fahrrad erreichen. Ab hier wurde uns geraten einen Bus zu nehmen, da dies die Region Belutschistan ist, die teils zum Iran, teils zu Afghanistan und teils zu Pakistan gehört. Diese Region möchte gerne unabhängig sein, aber die Pakistanische Regierung gibt Minderheiten im allgemeinen wenig Rechte. Daher ist dies ein Schauplatz für Terror geworden.

Wir wollten heute eigentlich gar nicht in Kerman ankommen, sondern noch einen Zwischenstopp einlegen, aber wir kommen so gut voran, dass wir die 120km an einem Tag schaffen. Unterwegs hatte schon Hamid angehalten und uns zu sich eingeladen. Da er das grösste Auto hat, welches wir bisher hier im Iran gesehen haben, gehen wir mal davon aus, dass er mehr oder weniger reich ist. Denn aufgrund der ökonomischen Blockade gibt es hier praktisch keine importierten Autos.

In Kerman angekommen essen wir erstmal Falafel und rufen dann Hamid an. Er sagt uns, wo wir hinkommen sollen. Wir werden in einen Kindergarten geführt, der nur bis 16:00 Uhr geöffnet ist. Hier können wir uns ausruhen und duschen. Hamid würde in Kürze zurückkommen und uns essen bringen. Dabei haben wir doch erst gegessen...naja, als Fahrradreisender kann man ja fast immer essen. Dann stellt er uns seiner Familie vor, die auf der anderen Seite des Innenhofs vom Kindergarten wohnt. Er hat eine 18-jährige Tochter, Reyhaneh, die sehr gut englisch spricht und einen Sohn. Hier bekommen wir einen selbstgepressten Orangensaft und wirklich gute Kekse. Und dann soll es in ein Restaurant gehen...wir sind wiiiiirklich voll. Aber wir haben keine Wahl. Wir nehmen noch zwei Studentinnen mit und gehen in ein traditionelles Restaurant. Gut, dass ein bisschen Zeit vergeht, bis wir dort sind und das Essen auf dem Tisch oder besser Boden steht. Aus Palmblättern wurden kleine Bereiche abgetrennt, die mit Kissen und Teppichen ausgelegt sind. Ausserdem gibt es Wasserpfeife in verschiedenen Geschmäckern; Hamid wählt Olive. Ich belasse es beim Geruch in der Nase.

Nach dem Essen werden wir in "unser" Appartement gebracht. Eine Luxuswohnung am anderen Ende der Stadt. Hier schlafen wir.

Tag 118: Magenverstimmung

Irgendwas war wohl nicht gut am Essen gestern, so dass ich einen Tag in der Luxuswohnung im Bett verbringe.

Tag 119: Vorbereitung für Pakistan

Heute geht es mir wieder gut und so wollen wir übermorgen nach Pakistan aufbrechen. Die Zugtickets hat Hamid schon für uns besorgt. Heute holt er uns spät aus der Wohnung ab und zeigt uns eines seiner Ferienhäuser, ein Restaurant und einen Pferdeclub. Im Ferienhaus essen wir zu Mittag. Wir merken, dass es für ihn schwierig ist sein Businessleben mit uns zu vereinen. Und so bringt er uns auch bald wieder zurück in die Wohnung. Dort gibt er uns dann noch einen Haufen Konservendosen, die wir in Pakistan essen sollen, da das Essen und das Wasser so unhygienisch und schmutzig sei. Wir lassen uns überraschen.

Tag 120: Planänderung

Morgen früh geht unser Zug bis zur Grenze, danach geht es weiter mit dem Bus nach Pakistan. Wir überprüfen nocheinmal die News aus Baluchistan, wie so oft in letzter Zeit. Und oh nein, auf der Strecke, die wir mit dem Bus fahren sollten ist eine Bombe im Bus gewesen. Einige Stunden später ist spanischer Radreisender die Strecke mit 12 Leibwachen gefahren und 6 wurden erschossen.

Diese Neuigkeiten reichen aus! Wir ändern unsere Pläne. Nach viel hin und her annulieren wir die Bahntickets und beschliessen als nächstes mit dem Schiff nach Dubai überzusetzen und von dort einen Flieger nach Lahore, Pakistan direkt an der Grenze zu Indien zu nehmen. In Dubai würden wir noch die Indienvisas machen müssen. Ausserdem müssen wir jetzt noch unser Iran-Visum verlängern, da uns genau ein Tag fehlt bis zur nächsten Fähre.

Alles etwas kompliziert und kostspielig, aber immer noch besser als unser Leben aufs Spiel zu setzen. Die Entscheidung fiel uns trotzdem nicht leicht.

Den Rest des Tages verbringen wir damit, uns mit dem neuen Plan anzufreunden.

Tag 121: Visa-Verlängerung

Es ist zwar Donnerstag, aber hier kommt das dem Samstag gleich. Das Visa-Büro kann unsere Verlängerung aus irgendeinem Grund nicht durchführen und bittet uns am Samstag (hier Montag) wiederzukommen. Naja, wir haben ja sonst nichts zu tun. In der Zwischenzeit bereiten wir schon alles für das Indien Visa vor.

Tag 122: Schnee-Safari, so nennt es zumindest unser Gastgeber

Hamid hatte uns schon vorher davon erzählt und eigentlich wollten wir nicht mit, da wir schon aufbrechen würden. Jetzt haben wir ja aber Zeit. Was uns genau erwartet wissen wir nicht, nur, dass wir um 5:30 Uhr von der Wohnung abfahren und Hamids Sohn auch mitkommt.

Früh morgens geht es also los. Wir haben unsere wärmste Kleidung angezogen. Schliesslich sind wir ja gut ausgestattet. Wir treffen uns noch mit 4 weiteren Autos, die allerdings Jeeps sind und etwas besser als wir für unser off-road Abenteuer geeignet scheinen. (Alles nur Männer, aber überraschen tut mich das nicht mehr wirklich).

Zusammengefasst fahren wir also durch die Wüste und immer weiter in die Berge. In einem Dorf hat jemand ein Haus, wo wir auf der Terasse in der Sonne picknicken. (Jeder hat viel Proviant dabei, aber wirklich organisiert scheint es nicht zu sein.) Dann geht es weiter. Es liegt immer mehr Schnee auf der Strasse und irgendwann halten wir an, um die Schneeketten anzulegen. Wirklich geübt schein hier aber keiner zu sein und so dauert es lange und es wird mehr improvisiert als gewusst. Die Hälfte der Ketten gehen auf den ersten paar Metern kaputt, so dass wir nur vorne links und hinten rechts eine Schneekette haben.

Bald wird es vor lauter Schnee so schwierig voranzukommen, dass es nur mit Anlauf jeweils 10m klappt. Weit kommen wir also nicht. Somit stoppen wir nach ca. 2 Stunden und circa einem Kilometer, machen ein kleines Feuer, trinken Chai und essen Snacks. Zurück ist es deutlich einfacher, da es bergab geht und die 5 Autos die Schneestrasse bereits ein wenig geplättet haben. Zum späten Mittagessen halten wir am selben Ort wie fürs Frühstück. Diesmal scheint es nur noch viel improvisierter, da wir keinen Kocher haben, sondern nur kalte Konservendosen...hätten wir das gewusst, hätten wir unseren mitgebracht. Aber das ist ja auch das lustige dabei.

Alles in allem eine schöne Erfahrung und ich habe für mich gelernt, dass ich es bevorzuge die Natur an der frischen Luft auf dem Fahrrad oder zur Fuss zu geniessen und nicht in einem Jeep :-)

 

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