Tag 147: Indien, wir kommen!
Wir machen uns relativ früh auf den Weg...zumindest für unsere Gewohnheiten der letzten zwei Wochen, wo wir nie vor 10:30 Uhr aufgestanden sind.
Den Weg zur Grenze kennen wir ja schon, diesmal ist er gottseidank etwas leerer...Pakistan steht später auf. Und wir wissen, dass wir jedes Mal die Unterführungen unter den Kreuzungen hindurch nehmen sollen, um schneller voranzukommen. Und so geht es vorbei an aufgetürmten Orangen auf Eselskarren mir nichts, dir nichts zur Grenze.
Erst werden auf pakistanischer Seite 6 Mal unsere Pässe kontrolliert, immer jeweils im Abstand von etwas 100m und die drei der Posten müssen unseren Namen und unsere Passnummer von Hand in ein grosses Buch eintragen.
Und dann merken wir doch noch den Riesen-Unterschied zu Pakistan: Hier gibt es so gut wie keine Moslems; die Mehrzahl der Leute hier sind Hindu und in dieser Region sogenannte Sikh. Der goldene Tempel in Amritsar, welches unser Ziel für heute ist, ist ein heiliger Ort für eben diese Religion.
Aber bevor wir ankommen stelle ich erleichtert fest, dass hier fast keiner mehr Kopftücher trägt, dass selbst Frauen Fahrrad und Motorad fahren und dass man ohne Probleme kurzärmlig herumlaufen kann. Ich komme mir fast vor wie im Paradies und kremple direkt meine Ärmel hoch.
Vorbei an vielen grünen Feldern sind wir schnell in Amritsar, einem absoluten Chaos. Mitten in der Stadt liegen Kühe vor den Läden und Schweinchen fressen den Müll, der leider fast überall herumliegt. Und dann noch das Gehupe. Irgendeinen Trick muss es geben, dass noch jemand weiss, wer jetzt eigentlich gemeint ist. Wir wissen es jedenfalls nicht. Und zwischen diesem Chaos die Frauen mit ihren wunderbar bunten Kleidern und die Männer mit Turbanen in jeglichen Farben. Ich liebe es schon jetzt!
Zum Goldenen Tempel führt uns eine Strasse die mehr Erde und Löcher als denn Strasse ist. (Im Nachhinein war dies wohl nicht der offizielle Weg.)
Kaum haben wir den Bezirk des Goldenen Tempels erreicht nimmt uns die Polizei zur Seite. Warnt uns vor Diebstählen und schreibt uns den genauen Eingang für Ausländer auf. Im Goldenen Tempel kann man nämlich bis zu 3 Nächte gratis schlafen (gegen Spende) und für Ausländer gibt es einen separaten Bereich. Eigentlich halten wir ja nicht viel von Sonderbehandlung, aber um unsere Fahrräder hätten wir sonst doch Angst. Schnell verstauen wir alles und machen uns auf den Weg zum inneren Bereich des Goldenen Tempels. Schon beim Schuhe abgeben sind wir erstaunt wie geordnet hier alles zugeht. Für jedes Paar Schuhe gibt es ein Fach mit Nummer, die wir als Chip erhalten und die Schuhe werden sogar geputzt, während wir in den Tempel gehen. Wir müssen uns die Köpfe bedecken und die Füsse waschen bevor wir eintreten. Und dann, das unglaubliche...wir haben das Gefühl mit einem Schritt in eine andere Welt einzutreten. Es herrscht Ruhe und Frieden. Eine entspannende Musik tönt im ganzen Tempel-Bereich. Vor uns liegt ein riesiges Wasserbecken in dessen Mitte der tatsächliche Goldene Tempel steht. Rund um das Wasserbecken gibt es einen Weg, der wiederum von einer Art Mauer umgeben ist.
Hier kann ich bleiben. Das ist der perfekte Kontrast zu unserem Weg hierher.
Auf dem Weg nach draussen gehen wir noch an der Ausgabe für das Abendessen vorbei. Hier gibt es Berge von silbernen Tellern und eine enorme Tellerwaschstation, um diese wieder zu waschen. Täglich werden hier bis zu 10.000 Leute kostenlos mit essen versorgt. Der komplette Tempel wir von ehrenamtlichen Sikhs betreut. Vom Kochen, bis zum Putzen, bis zum Betten machen. Finanziert wird alles über Spenden von Gästen und den Sikhs selber. Und da soll mal einer verstehen, warum Anhänger dieser Religion während so langer Zeit verfolgt wurden.
Das reicht dann auch schon fast für heute. Wir kaufen Ivan nur noch schnell einen Turban, oder besser ein 2,5 m langes gelbes Tuch, welches man ihm gekonnt um den Kopf wickelt. Hoffentlich bekomme ich das morgen auch wieder so hin :-)
Tag 148: Sikhs, Hindus und unser Päckchen
Wir wollten ja um 5 Uhr aufstehen und das Morgengebet im Tempel zu bewundern, aber schon um 4:30 Uhr ist schlafen einfach nicht mehr möglich, da alle Pilger in der Etage über uns aufstehen und eine allgemeine Aufbruchstimmung herrscht. Also passen wir uns an und machen uns, diesmal bereits barfuss, auf den Weg in den Tempel. Sitzend am Wasserbecken geniessen wir die Stimmung und warten auf den Sonnenaufgang, der aber einfach nicht kommen will. Um 6 Uhr ist das Morgengebet fertig und es gibt Chai und Zwieback für alle, die wollen. Ein super Start in den Tag; auch wenn wir beschliessen nochmal schlafen zu gehen.
Und dann geht es zur Post, denn da sollte schon seit ewiger Zeit ein Päckchen mit Karten für die nächsten Länder und Fahrradschlauf auf uns warten. Der einfachste und billigste Transport ist hier die Fahrrad-Rikscha. Ein ca. 60-jähriger Mann, halb so dünn wie wir, fährt uns beide also im Wiegetritt zur Post, für 60 Cent. Nur die Brücke hoch müssen wir absteigen.
In der Post führt man uns "hinter die Kulissen" zu einem Mann, der Stapel von Papier durchsucht. Wir erklären das Paket schon für verloren, aber dann taucht es plötzlich an anderer Ecke auf. Yippiee!!!!
Tag 149: Das mit der Hotelsuche lernen wir noch.
Eigentlich wollte ich ja noch ein Foto mit meinem neuen Outfit und dem goldenen Tempel machen, aber um 4:30 Uhr wache ich mit Bauchschmerzen auf. War es vielleicht doch zuviel Essen von der Strasse gestern?!? Glücklicherweise ist alles wieder gut, wenn es wirklich Zeit zum aufstehen wird. Nochmal davongekommen und auf das Strassenessen werde ich auch noch nicht verzichten, denn das würde den ganzen Spass verderben.
Wir kommen zügig voran und kommen am Nachmittag in Jalandarh an. Ich suche uns mit Abstand das schlechteste Hotel aus, was man finden kann :-) Natürlich nicht mit Absicht, aber wir dachten, es gibt kein anderes in dieser Stadt. Und so schlafen wir direkt neben dem Bahnhof in einem wirklich heruntergekommenen und schmutzigen Ort...lieber fühle ich mich heute schmutzig als hier zu duschen. Und dann sind da noch die Züge...Da in Indien einfach jeder auf den Gleisen herumläuft müssen Züge eigentlich ununterbrochen hupen. Und dann auch noch um zu signalisieren, dass sie gleich abfahren, damit wieder alle Leute einsteigen. Mit anderen Worten alle 15 Minuten gab es extra-lautes Tuten und ansonsten andere Geräuschkulisse. Gut, dass ich noch irgendwo Ohropax eingepackt habe.
Der Versuch eine SIM-Karte zu kaufen scheitert noch daran, dass wir keine indische Referenzperson angeben können. Der Ausflug zur Verkaufsstelle hat sich trotzdem gelohnt, da wir noch einen Elefanten in der Strasse treffen.
Tag 150: Wir sind wohl etwas ausser Form...
Die ganze Nacht hat es wie aus Eimern gegossen und gewittert. Ich habe dank Ohropax nichts gehört, aber Ivan berichtet. Die Strassen sind schlammig und die erste Unterführung, die wir nehmen wollen, steht ebenso unter Wasser. Am Stadtrand gibt es "Egg Omlett" zum Frühstück.
An das Gehupe haben wir uns mittlerweile gewöhnt, lustigerweise hört man es fast gar nicht mehr. Zweimal halten Leute an, die uns fragen, ob wir irgendwas brauchen und uns sogar Geld anbieten. Wir versichern, dass wir im Moment wirklich nichts brauchen und so schenkt man uns "wenigstens" eine Stange Zuckerrohr. Die Frau wohnte sogar mal in Deutschland und spricht noch ein paar Worte deutsch.
Nach 90 km und einem 17 kmh Schnitt sind wir fix und fertig, nur dummerweise gibt es in dieser Stadt namens Balachaur kein Hotel und die nächste ist noch 35 km entfernt. Einen guten Ort zum zelten gibt es auch nicht, ausserdem muss man damit in Indien ja auch vorsichtig sein. Wir haben keinen Wahl und fahren weiter. Doch dann haben wir Glück und finden doch noch eines 2 Kilometer später. Das komplette Gegenteil von gestern, sogar mit Fernseher und warmem Wasser. Und dann gibt es auch noch ein super Abendessen, mal wieder chinesisch. Was für ein Glück, dass chinesisch hier so verbreitet ist. Da Ivan Hühnchen essen will, müssen wir uns in den speziellen nicht-vegetarischen Bereich setzen. Denn die meisten Inder sind Vegetarier uns der Geruch und Anblick soll diese nicht belästigen.
Ohne Mittagessen und Zwischenfälle fahren wir zügig die 70 km nach Chandigarh. Hier angekommen merkt man direkt, dass diese Stadt anders ist. Die Strassen sind ein quadratisches Netz, es gibt kein komplettes Verkehrschaos und auch sonst scheint die Stadt sauberer und geordneter als alles, was wir bisher gesehen haben.
Später finden wir die Erklärung: Diese Stadt wurde nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 von Le Corbusier, dem bekannten Schweizer Architekten geplant. Sie ist in Sektoren unterteilt und jeder Sektor hat eine bestimmte Funktion. So ist Sektor 22 z.B. der Hotel-Sektor. Angeblich soll wohl ein Viertel dieser Stadt auf dem schweizer 10-Franken-Schein abgebildet sein. Das bleibt zu überprüfen, sobald wir wieder einen in die Hände bekommen.
Da das Wasser im Hotel aufgebraucht ist und erst in einer Stunde wiederkommt, gehen wir erst etwas essen. Und als wir ein Internetcafé suchen, treffen wir eine Gruppe Studenten. Die Mädels sind genial und so offen, wie man es und so fahren wir nach einem gemeinsamen Tee in den Rosengarten. Hier findet gerade heute das Rosenfest statt und der Park ist somit gut gefüllt. Ich lerne eine Menge über die indische Kultur und bekommen einen ersten Eindruck des Kastensystems. Zum Beispiel erzählt mir das Mädchen in Gelb, dass sie keinen Mann aus einer Kaste unter der ihrigen heiraten dürfte. Damit wären ihre Eltern nicht einverstanden. Somit gibt es in den meisten Fällen eine arrangierte Hochzeit, welches sie aber sogar bevorzugt. In eine Kaste wird man hineingeboren und kann auch nichts tun, um diese zu ändern.
Das Verhältnis zwischen Mädels und Jungs ist auch hier wieder anders als bei uns. Zwar findet hier keine strickte Trennung, wie etwa bei den Moslems statt, aber trotzdem geht z.B. Prachi immer ein Stück hinter uns, da sie weiss, dass ihre Eltern heute auch hier sind und diese sie nicht zusammen mit Jungs sehen dürfen.
Damit mich nicht ganz so viele Männer anschauen, besorgt mir die Mädels einen roten Punkt für die Stirn, welcher anzeigt, dass ich verheiratet bin. Dazu spricht sie einfach ein paar Frauen im Park an, die einen auf der Stirn kleben haben und ich bekomme gleich ein ganzes Päckchen geschenkt.
Dann müssen sie irgendwann ins Studentenwohnheim aufbrechen um Abendessen zu machen. Leider dürfen sie uns nicht einladen. Zum Abschied geben sie uns noch einen 100-Rupi-Schein, den wir nicht ausgeben dürfen und der als Erinnerung dienen soll.
Mein Fazit bis jetzt: Ich liebe Indien, seine Farben, sein Chaos und seine Leute! Der Titel dieses Posts, welches der indische Slogan für Tourismus ist, sagt eigentlich alles. Auch wenn es (noch) nicht mein Indien ist, aber vielleicht wird es das ja noch :-)
Tag 151: Die Ausläufer des Himalayas
Eine der grossen Attraktionen in Chandigarh soll auch noch der sogenannte "Rock Garden" sein. Und da gestern die Zeit nicht gereicht hat, nehmen wir uns diesen für heute früh vor. Leider war die Idee mit bepackten Fahrrädern hinzufahren keine gute...Denn es gibt keinen Ort, wo wir diese lassen können und Ivan opfert sich unsere Fahrräder zu bewachen, während ich eine schnelle Runde machen. Zu zweit wäre es wohl ziemlich cool gewesen, aber selbst alleine und auf die Schnelle war es ein Eintauchen in eine Welt der Fantasie. Im Kontrast zur rechtwinkligen, geplanten Stadt besteht diese Garten aus einem Labyrinth aus kleinen Wegen, welche mit Skulpturen aus Abfällen bestückt sind. Es ist das Werk eine Inders Nek Chand, der diese Skulpturen während der Erbauung von Chandigarh aus dem Bauabfall in seinem Hinterhof erstellte. Als man diese entdeckte, sollten sie zerstört werden, konnten aber doch noch gerettet werden.
Nach dem Frühstück von zwei frittierten Teigklumpen mit 4 verschiedenen Sossen, geht es los.
Kaum aus Chandigarh raus, treffen wir auf eine Affenherde, die gerade versucht die Strasse zu überqueren. Angst scheinen sie keine vor uns zu haben und die kleinen sind zum verlieben süß.
Dann lädt uns noch ein Biker auf einen Tee ein und erzählt uns von seinen Reisen.
Nach dem Mittagessen wird es dann ein wenig hügelig und auch wenn es nur bis auf 700m hochgeht, sind dies bereits die Ausläufer des Himalayas.
Und zum Abend landen wir dann in einem ruhigen Ferienresort, welches vielen britischen Expats in New Delhi ein Entspannungswochenende bietet und uns eine entspannte Nacht. Eigentlich wollten wir unser Zelt aufstellen, aber dazu ließ sich der Manager nicht überreden. Dafür macht er uns einen Spezialpreis. Da es nur viel zu teures Essen gibt, beschränkt sich unser Abendessen auf ein bisschen Obst und Fertig-Nudeln von Campingkocher, die aber nicht wirklich genug sind :-) Naja, morgen gibt es ja wieder was.
Tag 152: Ein Tag von vielen
Das Frühstück lassen wir hier ebenfalls weg und strampeln die ersten 5 km bergauf mit leerem Magen. Dafür gibt es oben angekommen in Teig frittierten Blumenkohl, ein Omlett mit Chili-Schoten-Stückchen und in Teig frittiertes Toast mit Zucker. Wie ihr seht ist hier fast jeder Snack frittiert; wenigstens gibt das Energie :-)
Dann geht es vorbei an etlichen Ziegelsteinfabriken, in denen meist Frauen die Ziegelsteine aus dem Lehm ausstechen und deren Kinder nebendran spielen.
Unterwegs an Strassenständen trinken wir immer wieder frisch gepressten Saft, entweder aus Mandarinen oder aus Zuckerrohr mit Limonen und Pfefferminz. Sehr, sehr lecker.
Mittagessen gibt es neben zwei Yoga-Lehrern; sie aus Hong-Kong, er hier aus Indien. Von denen erfahren wir, dass in 3 Tagen in Rishikesh, der Hauptstadt des Yogas und unserem Ziel in 2 Tagen, das internationale Yoga-Festival stattfindet. Wir nehmen uns vor, gleich heute ein Zimmer zu reservieren, falls es überhaupt noch eins geben sollte. Und dann kommen wir auch schon in Paonta Sahib an, erneunt einer Pilgerstätte der Sikh. Am Stadteingang erwarten uns zwei Freunde von vorher und wollen uns zum Lunch einladen, leider zu spät. Dafür besichtigen wir zusammen den Tempel, der aber nach dem goldenen Tempel sehr enttäuschend ist. Da Ivan heute müde ist, belassen wir es dabei und suchen ein Zimmer. Das Hotel ist zwar gerade am renovieren, dafür bekommen wir ein günstiges Zimmer. Und dann heisst es eigentlich nur noch ausruhen.
Tag 153: Rishikesh, die Yoga-Hauptstadt
Schneller als gedacht legen wir die 100km bis nach Rishikesh zurück und kommen somit einen Tag früher an als geplant. Gut, es geht auch viel bergab. Wir können nur hoffen, dass unser Hotel schon heute ein Zimmer für uns hat, denn in der Tat war ab morgen das meiste ausgebucht.
Am Ganges, dem heiligen Fluss der Hindus, entlang schlängeln wir uns den Berg hinauf, vorbei an zwei Hängebrücken, während 16km die einzige Möglichkeit den Fluss zu überqueren. Vor lauter Schildern, die Yoga-Ferien, Yoga-Stunden und Ausbildungen in jeder Variation ankündigen, finden wir unser Hotel erst nicht, aber durch fragen werden wir schlauer und glücklicherweise gibt es auch heute schon ein Zimmer für uns. Nur Yoga-Stunden gibt es derzeit keine, da eine Lehrer-Ausbildung stattfindet. Aber auch dafür gibt es eine Lösung: Ich bekommen meinen privaten Yoga-Lehrer für 2,50 € pro 90 Minuten (In der Schweiz zahle ich umgerechnet 20 € für dieselbe Zeit und als Gruppenstunde.)
Wir machen uns noch für ein paar Stündchen auf den Weg in die Stadt, genaugenommen zu einer der zwei Brücken, wo sich laut dem Lonely Planet Reiseführer das meiste abspielt. Hier gibt es unendlich viele Stände, die alles verkaufen, was das Touristen-Herz begehrt: Hippie-Kleidung in den buntesten Farben, sämtliche Stehfigürchen und Gebetsketten in allen Ausführungen. Ein paar kleine Erinnerungsgegenstände wollen auch wir kaufen und so informieren wir uns schonmal über die Preise. Vorbei an sämtlichen Tempeln und Yoga-Ashrams gelangen wir zu einer Stelle mit Stufen hinab zum Ganges. Hier baden die Leute im für sie heiligen Wasser und füllen es in Flaschen ab, um es Freunden und Verwandten mitzubringen. Wir wollten ja auch schon eine Flasche mitbringen, aber das ist eher schwierig...
Und dann entdecken wir auch noch eine Deutsche Bäckerei mit Café und gönnen uns ein Schoko-Croissant und eine Rosinen-Zimt-Schnecke.
Tag 154: Yoga ist schon genial...besonders nach soviel Radfahren
Um 7:30 Uhr fängt meine Yogastunde auf der Terasse vor unserem Zimmer an. Zuerst singen wir ein paar Mantras, welche mehr zum religiösen Teil gehören und für mich nicht wirklich nötig sind, aber ich will ja keinen verletzen. Es muss auf jeden Fall lustig sein, mich auf Hindi singen zu hören. Und dann geht es los. 90 Minuten später, bin ich tiefenentspannt und weiss schon jetzt, dass mir morgen jeder einzelne Muskel wehtun wird.
Der Tag kann beginnen. Diesmal spazieren wir die 2 km von einer Brücke zur anderen am Ganges entlang und treffen auf allerlei Kühe und bemalte Personen, die auch uns einen Tika auf die Stirn malen. Dieser orange oder rote Punkt ist ein Segen, der die jeweilige Person beschützen soll.
Immer wieder flüchten wir vorm Regen in die Läden und entdecken so einen Sonnen-Kettenanhänger, ein neues Oberteil und eine Hose für mich, eine Gebetskette und Fähnchen als Fahrraddeko für Ivan und seitliche Bauchtaschen für uns beide. Jede Teil für weniger als 2,50 €. Das nenne ich doch mal günstiges Shopping. Für Ivans Kette gibt es noch die Geschichte, dass die Hindus die Perlen zählen und bei jeder Perle "Om-ma-ni-pad-me-hum" sagen und somit um Friede und Seligkeit für die Welt bitten. Für jedes Mal, wenn eine komplette Runde gezählt wurde, darf man eine von 10 kleinen Perlen, welche an einem separaten Anhänger hängen, hochschieben. Und falls man alle 10 kleinen Perlen einmal hochgeschoben hat, darf eine kleine Perle an einem zweiten Anhänger hochschieben. Und so weiter... Die Grossmutter des Verkäufers hat angeblich schon mehr als 10.000 Runden auf ihrer Kette zurückgelegt. Da dürfte es ja eigentlich schon lange kein Leid mehr auf der Welt geben.
Gerade vor dem richtig grossen Regen können wir uns ins Hotel retten. Später am Abend hat Ivan nochmal Hunger und wir gehen ins Restaurant direkt um die Ecke. Dort servieren sie ihm da übliche indische Brot mit Linsen-Soße und einem Salat. Das merkwürdige ist, dass man uns einfach nicht bezahlen lässt. Ein junger Mann, der aufgetaucht ist, versichert uns, dass wir eingeladen sind. Wir verstehen zwar nicht warum, aber lieb ist es trotzdem. Also legen wir unsere Handflächen zusammen und verbeugen uns knapp, welches hier zur Begrüssung und zum danken gemacht wird. Namaste!
Tag 155: Fluss oder Strasse?!
Es ist noch schlimmer als ich es mir vorgestellt hatte...mir tut einfach alles weh vom Muskelkater. Ich bereue schon fast, dass ich meinen Lehrer auch heute bestellt habe. Aber es stellt sich heraus, dass das Yoga das ganze nur besser macht. Mal schauen, was dann morgen ohne Yoga wird.
Gestern hatten wir beschlossen noch einen weiteren Tag hier zu bleiben, da Regen für den kompletten Tag angekündigt war. Und so geht es zum Frühstück erneut in eine der vielen deutschen Bäckereien, die auch Müsli mit Früchten und Joghurt anbieten. Das kann ich mir ja nicht entgehen lassen. Und dann kommt doch noch die Sonne raus und da Check-Out erst um 12 Uhr ist, schaffen wir das noch gerade rechtzeitig. Ich bin inzwischen neidisch auf Ivans Fähnchen am Fahrrad und so fahren wir noch einmal an all den Lädchen vorbei, zwischen hupenden Motorrädern, fazinierten Indern, die immer mal wieder Fotos mit uns machen wollen und natürlich den Kühen, die überall umherwandern. (Der Grund dafür ist übrigens, dass Kühe im Hinduismus heilig sind, falls ich es noch nicht erwähnt hatte). Das ganze dauert länger als gedacht, aber wir haben nur eine kurze Etappe von 30km vor uns, bis nach Haridwar. Eine weitere den Hindus heilige Stadt am Ganges.
Wie in der Nähe fast jeder grösseren Stadt, kommen wir auch in Rishikesh an den Slums vorbei. Die Armut nimmt uns beide mit, insbesondere Ivan, der sie früher am eigenen Leib erfahren musste. Der einzige aufheiternde Fakt ist, dass wir an einigen Zelten Satelliten-Schüsseln sehen. Ob sie in den Zelten wirklich einen Fernseher haben?
In Haridwar angekommen soll es um 18 Uhr eine riesige Zeremonie am Ufer des Ganges geben, wo kleine Schälchen mit Blütenblättern und Kerzen zur Opferung an die Götter den Ganges hinab geschickt werden. Aber bis dahin haben wir noch Zeit und so gehen wir etwas essen. Als wir gerade bei essen sind, ausnahmsweise mal an einem Ort, was man mehr oder weniger Restaurant nennen kann (immerhin hat es ein Dach, wenn auch keine Seitenwände) fängt es an aus Eimern zu schütten. Bald tropft es sogar schon durchs Dach. Wir warten bis es etwas nachlässt und stapfen durch einen teilweise Knöchel-hohen Bach, der vorher mal die Strasse war, zurück.
Tja, das war´s wohl mit der Zeremonie. Dafür gibt es im Fernsehen James Bond - Skyfall, auf ENGLISCH!!! Und da unser letzter Film auf englisch schon ewig her ist, sind wir auch gar nicht wählerisch.
Tag 156: Demnächst machen wir unsere Karten selber.
Es hat die ganze Nacht durch geregnet und gewittert. Die Strasse, die wir eigentlich nehmen wollten, scheint es einfach nicht zu geben. In letzter Zeit versagt unsere Karte ganz schön oft (das Mal, wo die Karte eine Distanz von 15km anstelle von 40km angab, hatte ich noch gar nicht erwähnt). Wir nehmen also die Hauptstrasse, die trotzdem schön ist und viel grün hat. Den Tag über regnet es immer mal wieder, aber da es nicht sehr kalt ist, aber auch nicht zu heiss für Regenjacken, ist das gar nicht weiter schlimm. Immerhin gibt es so keinen Staub in der Luft.
Abends kommen wir dann in Nagina an, wo wir eigentlich schlafen wollen, aber auch die 10. Person, die wir fragen versichert uns, dass hier kein Hotel gibt. Da mir vom Yoga gestern noch alles weh tut, will ich wirklich nicht mehr bis zur nächsten Stadt radeln und so fragen wir in einem Restaurant kurz nach der Stadt, ob wir irgendwo schlafen können. Was für ein Glück, es gibt einen Innenhof mit Rasen. Und so schlagen wir endlich wieder unser Zelt auf und hoffen auf ein frühes Einschlafen. Doch dann fängt irgendwer an zu singen welches sich bald in laute Musik von irgendwoher verwandelt. Und dann fällt auch noch der Strom aus und der Generator des Restaurants ist direkt neben unserem Zelt. Man kann eben nicht alles haben, aber um endlich wieder in unserem Zelt schlafen zu können nehmen wir das gerne in Kauf :-)
Tag 157: Eine wunderbare Zeitreise!
So gut geschlafen habe ich schon lange nicht mehr! Der Strom war nämlich irgenwann wiedergekommen und die Musik hat auch aufgehört. Nur heute morgen um 5:00 Uhr hat sie uns dann wieder geweckt. Aber damit können wir leben.
Unser GPS zeigt uns zur nächsten Stadt eine kleine Strasse an und so nehmen wir diese. Und dann tauchen wir in ein anderes Indien ein. Es ist als wären wir gerade 50 Jahre in der Zeit zurück gereist. In der noch tief stehenden Sonne radeln wir entlang auf einer einspurigen Strasse durch ein kleines Dorf, welches gerade aufgewacht ist. Sämtlich Karren gezogen von jeweils zwei Büffeln oder Kühen machen sich auf den Weg zur Arbeit im Feld. Ebenso kleine Grüppchen, die die Strasse entlanggehen. Manche Frauen waschen Kleidung an den Wasserpumpen oder geben den vor den Häusern angebundenen Kühen frisches Grass. Kinder laufen umher und manche grüssen uns mit einem perfekten britischen Akzent "Good morning, Sir! How are you, Ma´am?" auf dem Weg zur Schule mit Heft und Stift unter dem Arm. Hier gibt es kein Hupen, keine lauten LKWs und nur ganz wenige Motorräder. Was für ein Frieden! Und so geniessen wir unseren kompletten Vormittag; immer wieder durch kleine Dörfer und sonst vorbei an Feldern.
Leider geht auch diese Strasse irgendwann zu Ende und vereint sich mit der Hauptstrasse. Die Sonne brennt vom Himmel und so ergreifen wir kurz nach dem späten Mittagessen in Kashipur die Gelegenheit und fragen in einem Hotel Resort, ob wir nicht unser Zelt aufstellen können, da uns die Zimmerpreise einfach zu teuer sind. Und wir haben mal wieder Glück: Man zeigt uns eine Wiese hinter dem Hotel. Und so verbringen wir den Nachmittag auf einer grünen, fast ruhigen Wiese in der Sonne liegend. Für mich gibt es noch ein bisschen Yoga und abends kochen wir. Der Hotelmanager kommt noch vorbei und fragt, ob wir irgendetwas bräuchten zum kochen oder Decken oder sonst etwas. Es gibt so viele freundliche Menschen auf dieser Welt.
Tag 158: Das Gegenteil von gestern.
Vor der Abfahrt werden wir noch vom Koch auf einen Kaffee eingeladen. Ich glaube hier hält man uns inzwischen wirklich für arme Schlucker.
Und dann geht es los in ein Chaos. Wir befinden uns mit Abstand auf der schlechtesten Strasse, die wir je gesehen haben, dem "National Highway 79". Aber von Highway keine Spur. Die Strasse ist keine Strasse sondern ein Gemisch aus Löchern, Schlamm und Staub. Die LKWs und Traktoren mit Anhänger schwanken gefährlich jedesmal wenn eines der Räder in Loch stürzt. Da sind selbst wir mit dem Fahrrad schneller, da wir meistens einen schmalen Grat zwischen den Löchern finden oder und wenigstens für das kleinere Übel entscheiden können. Hinzu kommt ein Geruch, den Ivan als aus der Verarbeitung von Zuckerrohr identifiziert und aus seiner Kindheit kennt. Für mich riecht es wie Erbrochenes. Und nicht zu vernachlässigen der Staub, den die LKWs aufwirbeln.
Die Sonne brennt noch mehr als gestern und der Staub der Strassen verwandelt uns quasi in Inder. Meine Füsse sind komplett schlammig, weil ich einmal im Schlamm abprupt bremsen und absteigen musste, nur eines der vielen Male, aber wir sind das ja schon gewöhnt. Genauso wie wir es gewöhnt sind, dass ein Fahrrad hier keine Rechte hat und die Fahrradfahrer hier auch gar nicht auf die Idee kommen könnten diese zu beanspruchen. Wie auch, sie kennen es ja nicht anders. Die Strasse hat eine Spur für jede Richtung und jedes Mal wenn sich zwei Lastwagen überholen und nicht genug Platz ist, müssen wir von der Strassen auf den Schlammstreifen ausweichen. Wir protestieren zwar, aber am Ende gewinnt eben doch der Stärkere.
Gegen Nachmittag wird die Strasse etwas besser. Und nach 93km erreichen wir unser Ziel für heute: Sitargani, 50km vor der nepalischen Grenze. Hoffentlich gibt es ein Hotel, denn heute ohne Dusche wird schwierig. Aber wir haben Glück! Und das ist dann voraussichtlich auch schon unser letzter Abend hier in Indien. Wirklich schade, aber wir kommen bestimmt zurück!
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