Da das Hostel einfach eine zu schoene Atmosphaere hat, brechen wir spaet auf und machen uns auf den Weg nach Elbasan. Inzwischen gibt es einen Tunnel, aber wir hatten gelesen, dass der Weg ueber den Berg atemberaubende Aussichten bietet und somit nehmen wir die 1000 Hoehenmeter in Kauf.
In der Tat, uns wurde nicht zuviel versprochen. Sogar einen Rennradfahrer treffen wir, bis jetzt den ersten seit so einiger Zeit.
In Serpentienen mit Blick auf endlose, leerstehende Fabriken aus Kommunismuszeiten geht es dann nach Elbasan. Anscheinend gibt es kein Hostel in dieser Stadt und so machen wir uns auf die Suche nach einem bezahlbaren Hotel. Als wir so durch die Strassen irren, zeigt uns ein Einheimischer ganz unaufgefordert den Weg. Im Hotel werden wir bestens empfangen, fuer 3000 Lek (ca. 20 EUR) bekommen wir eine Suite und man schenkt uns auch noch Cola und Kaffee.
Zum Abendbrot geht es dann in die gefuellte Fussgaengerzone (es ist Wochenende). Ein bisschen abgelegen finden wir einen kleinen Imbiss mit gegrilltem Huehnchen.
Als wir dann bezahlen wollen und, wie hier so oft, nicht genuegend Wechselgeld da ist, lassen wir den Rest als Trinkgeld da. Damit ist jedoch der Inhaber ganz und gar nicht einverstanden, schickt seinen Sohn los um zu wechseln und gibt uns zu verstehen (ohne ein Wort Englisch), dass wir mit diesem Geld ein Bier in seinem Namen trinken gehen sollen. Diese Albaner sind schon unglaublich.
36. Tag: Von Albanien nach Mazedonien
Auf den letzten Kilometern gibt uns Albanien dann erneunt ein aehnlich widerspruechliches Bild wie bei unserer Ankunft: In dem letzten Dorf vor der Grenze scheint keiner zu wissen, wie man Wasserhaehne zumacht. Ein Ort neben dem anderen kuendigt Autowaesche an und um zu unterstreichen, dass es auch ernst gemeint ist, lassen alle eine Riesenfontaene aus ihrem Wasserschlauch spruehen. Ebenso Strassencafes, die als Dekoration der Theke offene Wasserhaehne nutzen. Bizarr!
In Struga, Mazedonien angekommen, stellen wir fest, dass hier ebenfalls fast jeder Deutsch spricht (oft sogar fliessend und ohne Akzent). Gerade noch so finden wir im Dunkeln unseren Campingplatz, der bereits geschlossen hat, aber der Waechter gibt uns doch noch einen Platz, umringt von bellenden Hunden...naja, besser als nichts denken wir und schlafen ein.
37. Tag: Der See und die Stadt Ohrid
In aller Fruehe komen wir in Ohrid an auf der Suche nach einem Kaffee. In der Fussgaengerzone werden wir fuendig, aber es faellt auf, dass hier nur Maenner sitzen. Frauen trinken den Kaffee offenbar zu Hause.
Nach Besichtigung einer romantischen Kirche direkt am See machen wir uns auf den Weg.
Langsam, aber sicher und nicht enden wollend geht es bergauf. Mittlerweile gibt es nicht mehr viel gehupe; die Mazedonier scheinen naeher an der deutschen Kultur und wenn dann doch mal einer hupt sind wir ueberzeugt, dass es einer der rund 25% Albaner ist, die in Mazedonien leben.
Als wir dann fast oben ankommen, erstreckt sich vor uns ein Dorf mit Aepfelstaenden an jeder Ecke und Bergen von Aepfeln fertig zum Abtransport an der Strasse. Am vorletzten Stand des Dorfes wollen wir dann auch noch ein paar Aepfel kaufen, aber man laesst uns nicht bezahlen uns schenkt uns glatt das Doppelte.
38. Tag: Ueber Bitola nach Griechenland
Zwischen der Grenze von Mazedonien und Griechenland verlieren wir uns etwas...anscheinend hatten wir vor ca. 1 Stunde eine Strasse eingeschlagen, die einfach stoppt und keinen Grenzuebergang nach Griechenland erlaubt...so teilen uns die Traktorfahrer aus der Gegend mit. Es gibt aber wohl einen kleine Pfad, der entlang der Grenze bis zum offiziellen Uebergang fuehrt. Leider gab es viele Pfade, so dass es ein wenig schwierig war, den 2., wie vom Traktorfahrer beschrieben, zu finden.
Wie nahmen also den falschen und nach viel Matsch und vergeblicher Erklaerungen in Mazedonisch fahren wir einem Pflug hinterher, der uns zum richtigen Weg leitet. DANKE!!!
Endlich in Griechenland angekommen sind wir etwas enttaeuscht...denn es gibt so ziemlich genau nichts...es scheint als haetten alle Griechen ihr Haus auf den Ruecken geschnallt und waeren ausgewandert.
Das einzige auffaellige sind die Schilder nach Thessaloniki, was wohl die naechste Stadt zu sein schein, wenn auch noch weit weg und die kleinen Kirchen die es im 500m-Abstand die Strasse saeumen.
Dieser Eindruck soll auch noch bis zum naechsten Tag anhalten. Wir campen also in einem Maisfeld in der Mitte von nirgendwo und nur die Haeschen leisten und in der Nacht Gesellschaft und knabbern dabei die Kordeln unserer Heringe durch...tz..tz..tz. :-)
39. Tag: Edessa, die erste Stadt in Griechenland.
Der heutige Tag geht also weiter wie gestern....viel Nichts. Als wir genug davon haben, entscheiden wir einen kleinen Umweg in ein Dorf zu machen um dort von den noch 2 letzten Euros aus Montenegro einen Kaffee zu trinken. Der Inhaber des einzigen Cafes im Ort hat 40 Jahre in Deutschland gearbeitet und spricht auch gut deutsch...(nachdem wir verzweifelt versucht haben einen warmen Kaffee auf Englisch zu bestellen, denn es scheint, dass man hier Kaffee fuer gewoehnlich kalt trinkt).
Endlich in Edessa angekommen essen wir das beste Gyros Pita ueberhaupt (selbstverstandlich mit Pommes im Pita, das gehoert sich hier so).
Kurz danach treffen wir zwei radreisende Basken (die darauf bestehen, dass sie keine Spanier sind) und zelten zusammen in einer abgeernteten Plantage.
40. Tag: Ankunft in Thessaloniki
Uns fehlten 60 km bis Thessaloniki und das waren bestimmt eine der 60 schnellsten Kilometer, die wir bisher gefahren sind.
Nach einem Fruehstueck in Giannitsa, mal wieder eine warme Blaetterteigtasche mit Schinken und Kaese, kommt uns noch eine aeltere Frau entgegen gelaufen. Sie hatte Sesamkringel fuer alle dabei und erzaehlt uns auf deutsch, dass sie uns auch gerne auf einen Kaffee eingeladen haette, aber dass sie nicht schnell genug war. Warum deutsch? Natuerlich, auch sie hat 22 Jahre in Deutschland gearbeitet.
Auf dem Weg sehen wir dann ueberall Baumwoll-Plantagen und, lose Baumwolle, die sich in den Baeumen am Strassenrand verfangen hat. Ivan ist so lieb und stoppt fuer mich, um ein bisschen einzusammeln, auch wenn dies eine anstrengende Aufholjagt mit unseren baskischen Mitreisenden bedeutete.
In Thessaloniki angekommen gab es viele Proteste und ueberall Polizei: mal wieder ein Generalstreik, laut Einheimischen nichts besonderes, wie wir spaeter erfahren. Da wir jedoch nicht wissen worum es geht, verstecken wir schnell unsere Deutschlandflagge, denn mit Merkels EU-Politik sind die Griechen definitv nicht zufrieden.
Die Griechen wissen aber gluecklicherweise Politik und Leute zu trennen und so hoeren wir nicht zum letzten mal "Deutschland gut, aber Merkel raus" und enthuellen auch unsere Fahne wieder.
41. Tag: Aufbruch aus Tessaloniki
...aber weit kommen wir nicht. Meine Navigation aus Thessaloniki heraus ist ein bisschen fehlgeschlagen, so dass wir zu lange dem Meer folgen und dann einige Berge im Weg haben. Nach 500m auf der Autobahn heben wir schnell die Raeder ueber die Leitplanke und entscheiden uns doch fuer die Berge.
Gegen 17:00 Uhr sind wir also noch immer nicht sehr weit weg von Thessaloniki und aufgrund unzaehliger streuender Hunde entscheiden wir uns mal wieder bei einem Haus nachzufragen.
Wir haben Glueck und werden hereingelassen und koennen auf der ueberdachten Terasse campen.
Unsere Gastgeber ist eine griechische Familie (Eltern und eine 4-jaehrige Tochter), die aber auch schon 6 Jahre in England gelebt hatten. Da beginnen wir so langsam zu denken, dass Griechenland vor einigen Jahren wohl leer gewesen sein muss. Und auch in Zunkunft wollen sie eigentlich nur weg aus Griechenland.
Bei hausgemachten Keksen und Wein tauschen wir unsere Lebensgeschichten aus und koennen dann ohne Bedenken einschlafen.
42. Tag: Der mit Abstand verrueckteste Tag...Asprovalta
Angefangen hat alles ganz normal...naja fast. Wir packen also unsere Sachen zusammen und der Vater verabschiedet sich, da er die Tochter mit dem Auto in den Kindergarten bringen muss. 10 Minuten spaeter kommt er mit der Tochter an der Hand, aber zu Fuss zurueck...komisch, denken wir und erfahren dann, dass er gerade sein Auto zu schrott gefahren hat und maechtig wuetend war. Wir bedanken uns, unterbrechen unser Fruehstueck und brechen schnell auf.
Gluecklicherweise geht es praktisch nur noch bergab bzw. flach, bis wir vorbei an 2 fast ausgetrockneten Seen wieder fast am Meer ankommen. Doch vorher halten wir noch in einer "Kantina" am Strassenrand....
Wir bestellen unsere Baguettes gefuellt mit Gyros und Pommes und wollen auch gerade die Getraenke bestellen, als einer der Maenner herueberschreit, dass die Getraenke auf seine Rechnung gehen.
Nach einer kurzen Unterhaltung bietet er uns an bei einem Freund zu schlafen, der wohl ein Haus direkt am Meer hat, ca. 15km von hier.
Nach viel ueberlegen, denn eigentlich wollten wir ja noch etwas weiterkommen, nehmen wir also an.
Es sei ein bisschen schwierig den Weg zu beschreiben, aber am einfachsten laden wir doch die Fahrraeder auf den Truck eines dritten Freundes und er faehrt uns direkt hin.
Wir kommen also in einem Strandclub an und unser Gastgeber zeigt uns sofort ein Zimmer. Wir geniessen noch ein bisschen die Novembersonne am Meer und ein bisschen spaeter sucht uns unser Gastgeber, denn es gaebe eine kleine Party am Strand.
Wie fahren also ins naechste Dorf wo wir 5 weiter Herren zwischen 50 und 60 treffen...jeder hat etwas mitgebracht: Selbstgemachte Oliven, Sardellen, ein Feta-Chili-Mix und weiteres. Dazu gibt es selbstverstaendlich Tsipouro, ein Ouzo-aehnlicher Schnaps.
Waehrend des Gespraeches stellt sich heraus, dass unser Gastgeber (in Jogginghose und verbleichtem T-Shirt) Inhaber von 17 Clubs und Bars in der Gegend ist, von denen die meisten nur im Sommer fuer Touristen geoeffnet sind. Es kommt noch besser...bis vor 2 Jahren hatte er ein Topmodel zur Freundin "Nadia Serlidou"... sie hat in seinen Clubs gearbeitet seitdem sie 15 Jahre alt war. Und von allem nicht genug: er geht auf so ziemlich jedes Spiel der griechischen Nationalmannschaft in der ganzen Welt ohne jemals Geld oder Tickets zu haben.
Am Abend gehen wir dann auch noch in 2 seiner Clubs, wo ihn wirklich jeder kennt und er uns alles bezahlt. Um 2 Uhr nachts zeigt er uns dann noch seinen Gemüsegarten hinter dem Club in dem wir schlafen..."Club Roxy, Asprovalta". Und so nimmt auch ein verrueckter Tag sein Ende...
43. Tag: Wir machen Oliven selber
Nachdem wir nun erstmal ausschlafen mussten geht es weiter nach Kavala. Das Frühstück gibt es in einer Kantina direkt am Meer, so spät, dass es sogar schon Gyros-Sandwiches gibt, wie auch sonst überall treffen wir einen Griechen, der für seine Rente aus Deutschland zurückgekehrt ist.
Da wir von unsere gestrigen Gastgebern gelernt haben, wie man Oliven macht, beschliessen wir die Chance der vielen Olivenbäume zu nutzen und selber welche zu "machen". Die Oliven direkt vom Baum sind ungeniessbar bitter. Um die Bitterness wegzubekommen muss man die Oliven während 3-6 Wochen im Wasser lassen und das Wasser jeden Tag wechsel. Und seit heute fahren wir also 1,5 Liter Wasser mit Oliven umher....wir berichten, was daraus wird.
An einer Abzweigung von der Küstenstrasse finden wir noch ein Schild zur den "Thermalen Quellen von Eleftheres". Wir denken uns "das klingt doch gut" und nehmen den einen zusätzlichen Kilometer in Kauf. Wir finden ein komplett verlassenes Dorf von ca. 20 unbewohnten Häusern...die Pension ist noch erkennbar, aber Türen und Fenster sind herausgerissen. Nur die warmen Quellen scheinen noch dort zu sein, denn 2 Männer und ein Pärchen nutzen das warme Wasser für ein Bad. Wir entscheiden uns lieber dafür zurück an den Strand zu fahren und dort unser Zelt aufzuschlagen und unser Essen am Lagerfeuer zu geniessen.
44. Tag: Endlich in Kavala
Dass wir unsere Mülltuten am nächsten Morgen nicht mehr wiederfinden, ist schon zur Gewohnheit geworden, da sie regelmässig von streuenden Hunden weggeschleppt werden. So also auch an diesem Morgen.
Da ich als Essenstransport versagt habe und nicht genug Brot gekauft hatte, muss das Frühstück bis zum ca. 20km entfernten Dorf warten. Diesmal ist das Gyros noch nicht aufgetaut und wir frühstücken mal wieder Blaetterteigtaschen. (So langsam können wir mal ein türkisches Frühstück gebrauchen).
45. Tag: Der erste Regentag seit Wochen
Wir haben Kavala noch nicht verlassen, da wir noch ein Päckchen mit Sachen, die wir nicht mehr brauchen, nach Hause schicken, da fängt es an zu nieseln. Wir machen uns trotzdem auf den Weg und das Wetter hält mehr oder weniger bis zum Nachmittag. Da wir mit starkem Regen rechnen und dies das Kochen schwierig macht, beschliessen wir mal wieder am Strassenrand mit den Truckfahrern zu essen. In einer Bretterbude sitzen wir also mit 15 Männern an einem Tisch...auf dem Tisch stehen schon etwas 20 Flaschen Tsipouro. Und auch hier haben wir wieder Unterhaltungen auf deutsch.
Sobald der Regen etwas nachlässt brechen wir auch uns suchen den nächsten geeigneten Platz zum Zelten...zumindest dachten wir so bis ca. Mitternacht.
46. Tag: Hunde und unser französischer Begleiter
Wir wachen also gegen Mitternacht von lautem Gebelle rund um unser Zelt auf...als Ivan den Kopf herausstreckt sieht er ca. 6 Hunde (und die Hunde hier sind alle gross, da es ehemalige Wachhunde sind) einige näher, einige weiter weg um unser Zelt stehen und abwechselnd bellen.
Wir entscheiden uns für die Strategie abwarten, aber mein Herz schlägt doch nicht schlecht, als ein Hund, nur durch die Zeltwand getrennt, direkt neben uns knurrt und bellt. Unsere Strategie funktioniert und irgendwann wir alles ruhig.
Am nächsten Morgen haben die Hunde auf einmal wieder Angst vor uns und alles ist bestens.
Auf dem Weg nach Xanthi treffen wir Michael mit seinem Fahrradmobil am Strassenrand. Auf dem Weg von Frankreich nach Georgien. Im Zick-Zack fahren wir Richtung Alexandroupolis um die Autobahn zu vermeiden...vorbei an Baumwollplantagen. Und glücklicherweise ist Michael ein sehr guter Fotograph und nutzt das schöne Nachmittaglicht für ein paar schöne Fotos (Auch wenn der Text auf französisch ist, könnt ihr trotzdem die Fotos anschauen. Da wir auch noch bis Istanbul zusammen reisen, sind schon einige aus den folgenden Tagen dabei.):
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